Der 1868 errichtete Bahnhof Halberstadt hat schlimme Zeiten hinter sich. Im Zweiten Weltkrieg trafen Bomben den Prachtbau und fügten ihm schweren Schaden zu, in der DDR hüllte ihn eine Wellblechfassade ein. Der Mitteldeutsche Rundfunk sprach nach dem jahrzehntelangen Verfall „von dem vielleicht hässlichsten Bahnhof in ganz Sachsen Anhalt“. Spätestens seit der feierlichen Übergabe des renovierten Bahnhofs am 15. August 2010 ist dies jedoch Vergangenheit. Robert Pöls aus Gießen hat den Bahnhof Halberstadt für den Titel „Bahnhof des Jahres“ nominiert und bringt das wundersame Erwachen des Dornröschens mit der für Bahnfans typischen Unterkühlung gut auf den Punkt: „War immer total hässlich und ist jetzt endlich neu und richtig schön.“
Wie aus dem Dornrößchenschlaf geholt
Die Bahnhof des Jahres-Jury der Allianz pro Schiene hat die wiedererwachte Schönheit aus Sachsen-Anhalt gründlich auf Herz und Nieren getestet und ist aus Kundensicht beschwingt aus dem Test hervorgegangen. Entstanden ist ein großzügiger Bahnhof, der die Verkehrsmittel gut miteinander verknüpft und die Reisenden mit einer schönen Atmosphäre beglückt. Das Gesamtensemble ermöglicht und fördert Begegnung unter den Reisenden, nirgendwo erscheint der Raum als Hindernis. Die historische Fassade, das komplett umgebaute Innenleben des Gebäudes und der Bahnhofsvorplatz bilden ein gefälliges, optisch miteinander harmonierendes Ganzes, das bundesweit mit Städten vergleichbarer Größe keinen Vergleich zu scheuen braucht.
Klassische Stilelemente des Gebäudes wurden bei der Neugestaltung des Gesamtareals aufgenommen. Im Innenbereich dominieren optisch die Rundungen, die der mächtige Backsteinbau von außen in Form von Tor- und Fensterbögen vorgibt. Die Innenarchitekten haben sich offenbar von Friedensreich Hundertwasser inspirieren lassen: Keine Ecken und Kanten, alles hübsch halbrund. Bahnhof Halberstadt: Würdigung der Jury 2
Im Bahnhofsgebäude verläuft die Glas-Außenfront der Geschäfte wellenförmig in Richtung Ausgang. Im Halbrund hinter einer beleuchteten und gewölbten Harz-Info-Wand gibt es einen originellen sichtgeschützten Wartebereich. Viele Übergänge und Formen in dem Gebäude sind optisch fließend.
Der Halberstadter Bahnhof bietet alles, was ein Mensch unterwegs braucht, urteilte die Jury und freute sich an den schönen Rundungen im Inneren des Bahnhofs.
Ein Prachtbau mit schickem Vorplatz: Vier große Metallpyramiden, vom Wasser umspielt und von Bäumen und Sitzbänken umrahmt, bilden den zentralen Blickfang. Die Jury kam, sah und war begeistert.
Der Bahnhof Halberstadt hat schwere Zeiten hinter sich: Bomben im Zweiten Weltkrieg, eine Wellblechverkleidung während der DDR Ära. Seit dem August 2010 ist der Prachtbau aus der Gründerzeit zu neuem Leben und altem Glanz erwacht.
Hinter der historischen Fassade verbirgt sich ein komplett neugestaltetes Innenleben. Der Bahnhof Halberstadt muss keinen Vergleich mit Städten vergleichbarer Größe scheuen.
Fließende Formen: Im Bahnhofsgebäude verläuft die Glasfront der Geschäfte wellenförmig. Im Halbrund hinter der beleuchteten und gewölbten Harz-Info-Wand gibt es einen originellen sichtgeschützten Wartebereich.
Ein großzügiger Bahnhof, der die Verkehrsmittel gut miteinander verknüpft und sie mit einer schönen Atmosphäre beglückt.“ Die Jury war beschwingt: „Das ist der Bahnhof des Jahres 2011.“
Das Podium für die Promi-Talkrunde steht, die Technik funktioniert und das Buffet ist angerichtet. Die Atmosphäre im historischen Empfangsgebäude ist toll, jetzt fehlen nur noch die Gäste.
"Wie ein wachgeküsstes Dornröschen" habe Halberstadt beim Incognito-Besuch auf die Jurymitglieder Dieter Harms vom Autoclub Europa (links im Bild), Christian Schultz vom Deutschen Bahnkunden-Verband (Mitte) und Moderator Dirk Flege von der Allianz pro Schiene gewirkt. Kaum zu glauben, dass dieser Prachtbau einst als "Astronautenkäfig" verspöttelt wurde.
Etwa 3.900 Menschen nutzen den Bahnhof Halberstadt täglich. Im freundlich gestalteten Innenbereich ist eine Mobilitätszentrale (im Bild) mit DB-Reisezentrum untergebracht, zudem ein Blumengeschäft und ein Zeitungsladen.
Die Jury schwärmt und schwelgt – davon kann Karin Meyer gar nicht genug kriegen. Sie ist die Bahnhofsmanagerin und sichtlich stolz auf die Auszeichnung für ihre Perle in Sachsen-Anhalt. Kann sie auch sein!
Das hat Tradition in der achtjährigen Wettbewerbsgeschichte: Neben der Bahnhofsmanagerin wird auch der Oberbürgermeister ausgezeichnet, denn die Bahnhofsfinanzierung ist Gemeinschaftssache. OB Andreas Henke (Die Linke) freut sich über die Anerkennung.
Hier steht es schwarz auf weiß: Die frisch renovierte Verkehrsstation in Halberstadt ist der Bahnhof des Jahres 2011. Eine tolle Gemeinschaftsleistung: Vor rund fünf Jahren baute DB Station&Service die Gleise und Bahnsteige neu, die NOSA erwarb das Bahnhofsgebäude mit Umland und setzte alles so schön instand. Im Bild: Bahnhofsmanagerin Karin Meyer und OB Andreas Henke.
Die beiden DB-Auszubildenden Stefanie Schmidt (links) und Juliet Schmidt haben alle Hände voll zu tun: Gäste akkreditieren, Namensschilder aushändigen oder - wie hier - das Podium für die 2. Runde vorbereiten.
Beim ersten Spatenstich 2008 waren Karl-Heinz Daehre, damals Verkehrsminister Sachsen-Anhalts (links im Bild), und Andreas Henke, Oberbürgermeister der Stadt (2.v.r.) dabei. Zur Siegesfeier sind auch der Vorstandsvorsitzende von DB Station&Service, André Zeug (2.v.l.), und Klaus Klang, Staatssekretär im Verkehrsministerium Sachsen-Anhalt (2.v.r.), mit von der Partie.
Als „Musterbeispiel für Bahnhofsentwicklung“ bezeichnet André Zeug, Chef aller Bahnhöfe in Deutschland, die Zusammenarbeit zwischen Bahn und Stadt. „So ist der Bahnhof zu einem Aushängeschild für das Tor zum Harz geworden.“
Die Auszeichnung zum kundenfreundlichsten Kleinstadtbahnhof 2011 hat Karin Meyer auch ihrem Team zu verdanken, gleichzeitig lobt sie die engagierte Arbeit der Bahnhofsmission und der Polizei.
Das freut Constantin Schnee, den Leiter der überaus aktiven Halberstädter Bahnhofsmission. Einzelne Bürger hatten sich für die Einrichtung der Bahnhofsmission in Halberstadt stark gemacht. DB, NOSA, die Stadt und Constantin Schnee setzten die Integration gemeinsam um.
Eben noch verhüllt, ist sie nun durch eine Gemeinschaftsleistung der Honoratioren freigelegt. Im Bild v.l.n.r.: OB Andreas Henke (Die Linke), André Zeug (DB), Klaus Klang (Landesverkehrsministerium), Dirk Flege (Allianz pro Schiene), Karl-Heinz Daehre (Minister a.D.)
Jetzt darf gefeiert werden: Unter den Gästen sind auch die beiden Freundeskreis-Mitglieder der Allianz pro Schiene, Armin Nagel (links) und Gunther Ellwanger (rechts).
Sie gehen weg wie warme Semmeln: Die Halberstädter Würstchen werden in der Fleischerei gegenüber hergestellt. Bahnhofsbesucher und -managerin lassen sich die lokale Spezialität schmecken.
Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege (links) notiert sich die Wünsche der Architekten des Bahnhofsumbaus Eckhard Lambrecht (IBL Ingenieurbau Lambrecht, rechts vorne) und Jörg Gardzella (Architektenbüro Gardzella).
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Stimmige Architektur mit Wohlfühlatmosphäre
Auch der Bahnhofsvorplatz setzt eigene Akzente für Reisende und Bahnhofsbesucher. Vier große Metallpyramiden, von Wasser umspielt und von Bäumen und Metall-Sitzbänken umrahmt, bilden den zentralen Blickfang. Entstanden ist insgesamt ein stimmiges Miteinander von Gebäude und Vorplatz, dessen belebendes und verbindendes Element das Restaurant „Gleis 6“ mit seinen Sitzgelegenheiten sowohl im Innengebäude als auch im Außenbereich ist.
Auch, wenn künstlerisch gestaltete Stelen, originelle Stableuchten auf dem Vorplatz – natürlich ohne Ecken – und sogar ein gerahmtes Ölgemälde im Bahnhof weit über das Gewöhnliche hinausweisen, kann sich Halberstadt damit nicht in der Liga der Kunst- oder Kulturbahnhöfe sonnen. Aber der Wohlfühlatmosphäre dienen diese architektonisch durchdachten ästhethischen Einsprengsel allemal. Lediglich die grauen, kastenförmigen Funktions- Anbauten links und rechts vom historischen Hauptgebäude sind Geschmackssache.
Marcel Proust beschrieb 50 Jahre nach Errichtung des Halberstädter Bahnhofs Bahnhöfe als „Stätten, die nicht eigentlich zur Stadt gehören, jedoch die Essenz ihrer Persönlichkeit enthalten“. Demnach muss Halberstadt eine sehr schöne und angenehme Stadt sein. Und falls die Domstadt im Vorharz es in Teilen vielleicht noch nicht ist, wird sie es mit diesem Bahnhof ganz bestimmt in nicht allzu ferner Zukunft noch werden. Bahnhof Halberstadt: Würdigung der Jury 3
Rein aufs Reisen reduziert, bietet der Bahnhof Halberstadt alles, was ein Mensch unterwegs braucht. Schließfächer, einen Übersichtsplan mit Übernachtungsmöglichkeiten, saubere Bahnsteige, elektronische Abfahrtspläne für Bus und Bahn im Bahnhofsgebäude, reichlich Sitzmöglichkeiten, sich automatisch öffnende Seitentüren, eine Bahnhofsmission, beleuchtete Kfz-Stellplätze, überdachte Fahrradstellplätze (das Dach natürlich im Halbrund), eine Straßenbahnhaltestelle, die Reisende direkt vom Vorplatz erreichbar können, ohne eine Straße überqueren zu müssen. Nichts Wesentliches fehlt für einen Bahnhof dieser Größenordnung, alles passt. Halberstadt hat sich mit seinem revitalisierten Bahnhof aus der Kellerliga an die bundesweite Spitze katapultiert. Aus Kundensicht der Bahnhof des Jahres 2011 in der Kategorie Kleinstadt.
Allgemeine Infos zum Bahnhof Halberstadt
Der Bahnhof Halberstadt, im 19. Jahrhundert ein bedeutender Eisenbahnknoten in Sachsen-Anhalt, gilt heute als zentraler Umsteigebahnhof im Nordharzer Verkehrsnetz. Von den drei Bahnsteigen fahren Züge nach Halle, Magdeburg, Hannover, Thale, Goslar, Hildesheim und Blankenburg ab. Das öffentliche Nahverkehrsnetz in Halberstadt ist gut ausgebaut, der in Zentrumsnähe gelegene Bahnhof ist an das örtliche Straßenbahn- und Busnetz angeschlossen.
Der Bahnhof in Zahlen
Reisende am Tag:3.350 + ca .500 Besucher
Züge pro Tag: 202
Anzahl der Bahnsteige: 6
Anzahl der Bahnsteiggleise:11
Kfz-Stellplätze: ca.100 mit 6 Behindertenparkplätzen