Schön ist er nicht, monumental ist er nicht, vorlaut ist er nicht. Aber der Bahnhof Karlsruhe hat Charme. Das gewisse Etwas, das ihm die Sympathie von Bürgern und Bahnfahrern sichert. Die Jury bringt es auf den Punkt: Karlsruhe ist der große Gelassene unter den deutschen Großstad- bzw. Hauptbahnhöfen. Hektik liegt hier nirgendwo in der Luft, der Bahnhof Karlsruhe ist ein Ort der kurzen Wege. Der Autorverkehr begnügt sich mit der Rückseite, die Vorderfront gehört den Anschlüssen an Bus, Tram oder Fahrrad. Und in der Halle oder in der Unterführung hat das baden-württembergische Bahnhofsmanagement kleine Kunstobjekte versteckt. Selbst das Hartgummiband der Rolltreppe ist mit Sprüchen verziert. Der Hauptbahnhof Karlsruhe ist etwas für Menschen, die genau hinschauen.
Der Bahnhof Karlsruhe habe ihm bereits als Schüler und Student gefallen, lobte Baden-Württembergs Verkehrsminister Heribert Rech die Entscheidung der Jury, Karlsruhe Hauptbahnhof zum „Bahnhof des Jahres 2008″ zu küren. Oberbürgermeister Heinz Fenrich forderte die Karlsruher auf, ihre „badische Zurückhaltung“ abzulegen: „Über den besten Bahnhof sollten wir oft und gern sprechen.“ Einigkeit herrschte darüber, dass in Sachen Barrierefreiheit noch einiges getan werden müsse. Alle Beteiligten versprachen, den Worten Taten folgen zu lassen. Fenrich: „Nichts ist so gut, dass man es nicht verbessern könnte.“
Als „entspannend und lebendig zugleich“ charakterisierte Jury-Mitglied Monika Ganseforth den Bahnhof Karlsruhe, als sie gemeinsam mit Jury-Mitglied Christian Schultz Bahnhofsmanager Leonhard Reiß die Urkunde übergab. Der lobte sowohl das außerordentliche Engagement seine Mitarbeiter als auch die „sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadt und den Karlsruher Verkehrsverbund KVV“.
Das i-Tüpfelchen für die Bahnhofshalle zum Wohlfühlen: Die Siegertafel ist auch eine Erinnerung an die Verpflichtung, den hohen Standard zu halten und im Zweifel noch besser zu werden.