Im Bahnhofscafé „Chocolat" herrscht Wohlfühlstimmung.
Das lachsrote Bahnhofsgebäude mit den Blumenkästen am Fenster strahlt eine derart wohlige Wärme aus, dass Reisende am Bahnhof Murnau keine trüben Aussichten kennen. Nicht einmal dann, wenn das Wetter in der Tourismusregion „Blaues Land“ einen schlechten Tag hat. Schließlich lassen schon die Fotos von Bergen und saftigen Wiesen, die im Gleistunnel aufgereiht sind, das Wanderherz höher schlagen.
Richtig gemütlich wird es aber erst drinnen. Das „Chocolat“ gleicht viel mehr einem hübschen Wohnzimmer als einem Bahnhofscafé. Die Jury hat beim Vorort-Test die Philosophie der Pächterin Sabine Heilrath auf Herz und Nieren geprüft: Die Reisenden sind hier in Murnau am Staffelsee zu Gast bei Freunden und genau so herzlich empfängt die Chocolat-Wirtin jeden, der durch die offene Tür eintritt. Neben Kaffee und allerlei Köstlichkeiten hat sie alles parat, was Urlauber und Einheimische so brauchen: Reiserouten, aufmunternde Worte oder den Kaffee „wie immer“. Solch eine Liebe zum Bahnhof braucht Tradition und die hat es in Murnau: Schon Sabine Heilraths Großvater brachte es als „schnitzender Bahnhofswärter“ zu regionaler Berühmtheit.
Vor der Modernisierung: Suche nach Investoren
Dass die Kultur des Bahnhofs überhaupt wieder aufleben konnte, ist dem Engagement eines heimischen Investoren, der Stadt Murnau und der Deutschen Bahn zu verdanken. Lange Jahre schlummerte der Bahnhof Murnau wie Dornröschen an den Gleisen, bemühte sich Murnaus Bürgermeister Michael Rapp vergeblich um Unterstützung und einen Finanzier. Bis vor zehn Jahren Andreas Holzhey kam, sah und zahlte.
Jetzt ist alles piekfein herausgeputzt und konsequent auf den Tourismus ausgerichtet: Auf dem Vorplatz weisen Hinweistafeln den Unkundigen die beste Route, die Fahrräder haben ihren eigenen überdachten Parkplatz mit direktem Zugang zum Hausbahnsteig bekommen, ja sogar für ihre Mülltonnen haben die Murnauer ein Häuschen gebaut.
Damit die Reisenden ihre Koffer nicht quer über den Vorplatz zerren müssen, ist zudem der Taxi-Stand näher an den Bahnhof gerückt, ein paar Schritte weiter wartet auch schon der Bus auf die Gäste. Und hinter dem Parkplatz am Banhof Murnau, der im Winter übrigens zwischen 3 und 5 Uhr morgens geräumt wird, ist ein Ruhe-Platz für Wohnmobile reserviert, natürlich mit Wasser und Strom. Im Innern haben es der Jury besonders die frei zugänglichen Toiletten und ein besonders touristenfreundlicher Automat angetan: Das Gerät gibt auf Knopfdruck Informationen zu Land und Leuten aus und verbindet den Reisenden kostenlos telefonisch mit dem Hotel der Wahl. Für die erschöpfte Jury ein ganz besonderer Pluspunkt: Hier haben Technik und Seele ihren Frieden miteinander geschlossen.
Die Chocolaterie-Pächterin (links) und ihre Mitarbeiterin empfangen jeden Gast mit Herzlichkeit und Wärme. Solch eine Liebe zum Bahnhof braucht Tradition und die hat es in Murnau: Schon Sabine Heilraths Großvater brachte es als schnitzender Bahnhofswärter zu regionaler Berühmtheit.
Die Pächterin der "Chocolaterie", Sabine Heilrath, hat alles parat, was Reisende und Einheimische so brauchen. Das strahlende Lächeln gibt´s gratis dazu.
Konsequent auf den Tourismus ausgerichtet: Der Automat gibt auf Knopfdruck Informationen zu Land und Leuten aus und verbindet den Reisenden kostenlos telefonisch mit dem Hotel der Wahl.
Stimmungsvoller Einstieg: Eine Abordnung des Jugend- und Blasorchesters Murnau begrüßt die Gäste am schönsten Tourismusbahnhof Deutschlands.
Das nasskalte Herbstwetter trübt die Stimmung in keinster Weise.
Die rührige Wirtin des Bahnhofscafés, Sabine Heilrath (2.v.rechts) bringt genug Gastfreundlichkeit und Tatkraft mit, um dieses Dornröschen an den Gleisen wach zu halten. Davon ist nicht nur der Murnauer Bürgermeister Michael Rapp (rechts) überzeugt.
Da glänzt sie nun, die Ehrentafel, die künftig das Portal des Murnauer Bahnhofs schmücken wird. Von links: Sabine Hegemann (Deutscher Tourismusverband), Karl-Peter Naumann (Pro Bahn), Helmut Zöpfel (Deutsche Bahn), Andreas Holzhey (Bürgerbahnhof Oberland), Michael Rapp (Bürgermeister), Regina Schmidt-Kühner (NaturFreunde Deutschlands).
Hier kommt jeder zum Zug: Das thematisch passende Buffet ist ein besonderes Schmankerl und kommt bei den Gästen gut an.
Was das Besondere an Murnau sei, will die Moderatorin Barbara Mauersberg (Allianz pro Schiene, 2.v.l.) von den Jurymitgliedern wissen. Karl-Peter Naumann (Fahrgastverband Pro Bahn) berichtet: Murnau gehört zu den Bahnhöfen, bei denen der Verkauf durch die Deutsche Bahn zu einem glücklichen Ende geführt hat.
Was das Besondere an Murnau sei, will die Moderatorin Barbara Mauersberg (Allianz pro Schiene, 2.v.l.) von den Jurymitgliedern wissen. Karl-Peter Naumann (Fahrgastverband Pro Bahn) berichtet: Murnau gehört zu den Bahnhöfen, bei denen der Verkauf durch die Deutsche Bahn zu einem glücklichen Ende geführt hat.
"Das Ergebnis kann sich nach zehn Jahren Vorlauf sehen lassen: Nun verfügt die Tourismusregion „Blaues Land“ über einen Bahnhof, der Urlauberherzen höher schlagen lässt“, lobt Iris Hegemann vom Deutschen Tourismusverband (rechts). Auch Regina Schmidt-Kühner von den Naturfreunden Deutschlands (mitte) bezeichnet Murnau als „hervorragenden Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren“ am Staffelsee.
Gerti Heupel erhält vom Verband der Bahnhofsbuchhändler, vertreten durch Michael Ganter, einen Buchgutschein im Wert von 100 Euro.
Die Murnauerin Gerti Heupel (mitte) hat ihren Bahnhof für den Titel vorgeschlagen. Stellvertretend für alle Einsender des Bahnhofs Murnau wird sie auf die Bühne geladen...
Der Murnauer Bahnhofsmanager Helmut Zöpfel (Deutsche Bahn, links), der aus der Region stammende Investor Andreas Holzhey (mitte) und der Murnauer Bürgermeister Michael Rapp (CSU) erhalten eine Urkunde für ihre hervorragende Zusammenarbeit beim Umbau des Bahnhofs.
Gleich wird die Siegerplakette enthüllt. Letzte Vorbereitungen für den finalen Tusch.
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Allgemeine Infos zum Bahnhof Murnau
Nur 500 Meter vom Staffelsee und 1.000 Meter vom Ortszentrum entfernt, erstreckt sich der Bahnhof Murnau über eine Gesamtfläche von circa 8.000 Quadratmetern. Der Bahnhof mit seinen vier Gleisen liegt an der elektrifizierten Bahnstrecke München-Garmisch-Partenkirchen, rund 60 Züge der Deutschen Bahn fahren den Murnauer Bahnhof täglich an, die Regionalbahnen zwischen München und Mittenwald verkehren im Stundentakt. Seit 2009 bedienen ICE-Züge im DB-Fernverkehr den Bahnhof freitags bis sonntags.
Der Bahnhof in Murnau ist ein Trennungsbahnhof, von der Hauptstrecke zweigt hier zusätzlich die Ammergaubahn nach Oberammergau ab. Sie fährt ebenfalls im Stundentakt und macht drei weitere Male Halt auf Murnauer Gemeindegebiet, wobei der Bahnhof Murnau ihr größter Haltepunkt ist.