Wer den Bahnhof Oberursel nicht kennt, denkt leicht an einen dieser lieblosen Umsteigebahnhöfe, in denen die S-Bahn übermüdete Banker ausspeit. Ganz falsch: das Städtchen im Taunus, das zum Frankfurter Speckgürtel gehört, hat aus seinem Vorstadtbahnhof ein kleines Paradies für Pendler gemacht. S-Bahn und Straßenbahn sind einzigartig miteinander verknüpft. Dass Fußgänger von einer Schnittstelle zur anderen rund 300 Meter laufen müssen, erscheint in dem landschaftsgärtnerischen Bahnhofsareal sogar als Gewinn.
Großzügig und hübsch gestaltet empfängt der Bahnhof Oberursel seine Fahrgäste, und alles ist so sehr aus einem Guss, dass ein Paar in Abendgarderobe auf dem Weg zum Konzert in der Alten Oper sich hier ebenso am rechten Platz fühlt wie ein Wanderer auf Tour in den Taunus oder ein paar Schüler, die vor der Klausur noch schnell die Vokabeln durchgehen wollen.
Gute Gastro im Bahnhof Oberursel
Dass ein historisches Bahnhofsgebäude mit Fachwerk und Giebeln zwei Systeme des öffentlichen Verkehrs überzeugend miteinander verklammern kann, garantiert in Oberursel auch eine gastfreundliche Bahnhofsgastronomie: ein Imbiss für Eilige und eine Gaststätte, die neue deutsche Küche bietet, sorgen für ein belebtes Innenleben des Bahnhofs Oberursel nicht nur zu Rushhour. Für die Jury das i-Tüpfelchen beim Vorort-Test.
Der Bahnhof Oberursel glänzte auch mit einer außergewöhnlich guten Beschilderung seines Bahnhofsareals. Die verschnörkelten historischen Säulen, die an der S-Bahnstation das erneuerte Holzdach tragen, gefielen der Jury ebenfalls. Schließlich sehen die Verkehrsexperten bei ihren Reisen täglich unzählige Retortendächer, die den Reisenden nach Marke Standard zwar trocken halten, aber sein Herz nicht erfreuen.
Nach dem Gang durch die gelungene Unterführung mit geschwungenen Glaselementen stieß die Jury im Bahnhofsgebäude dann auch noch auf freundliches Personal. Damit war die Wahl gefallen: Oberursel ist der Kleinstadtbahnhof des Jahres 2013.
Neben einer Tanzschule, einer Sprachschule und einem Feinkostladen profitieren die Besucher auch von einer Event-Gastronomie mit Biergarten. So schön kann Bahnhof sein.
Beim erneuerten Dach erfreute sich die Jury besonders an den verschnörkelten historischen Säulen. Schließlich sehen die Verkehrsexperten bei ihren Reisen unzählige Retortendächer, die den Reisenden zwar trocken halten, sein Herz aber nicht rühren.
Die Allianz pro Schiene hat nach Oberursel zur Enthüllung der Siegerplakette geladen. Rund 80 Ehrengäste sind der Einladung gefolgt.
Im 2. Teil der Talkrunde stehen Rede und Antwort (v.l.n.r.): der Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbundes Knut Ringat, der Vorstandsvorsitzende von DB Station&Service, André Zeug und der Bürgermeister von Oberusel, Hans-Georg Brum (SPD).
Zum Eingang der Unterführung lesen Passanten und Reisende künftig in Messing graviert, dass der Oberurseler Bahnhof zum Bahnhof des Jahres 2013 gekürt wurde. Hier die Tafel vor ihrer Enthüllung.
Da ist sie nun, die Plakette. Mit Bahnhofsmanager Heiko Scholz (DB, links) freuen sich (v.l.n.r.): Dirk Flege (Allianz pro Schiene), André Zeug (DB Station&Service), Hans-Georg Brum (Stadt Oberursel), Dieter Harms (ACE), Christian Schultz (DBV) und Knut Ringat (RMV).
Der Oberurseler Bahnhofsmanager Heiko Scholz (Deutsche Bahn, 2.v.r.) bekommt eine Urkunde...
Bürgermeister Hans-Georg Brum (SPD) erhält eine Urkunde. Die Jury lobt ihre vorbildliche Gemeinschaftsleistung.
Die bauliche und landschaftsgärtnerische Umgestaltung des Oberurseler Bahnhofs war zum Hessentag im Jahr 2011 nach zahlreichen Planungsrunden mit der Stadt fertiggestellt worden.
"Dieser Vorstadtbahnhof ist keiner von diesen lieblosen Umsteigebahnhöfen, die im städtischen Speckgürtel übermüdete S-Bahn-Pendler ausspucken. In Oberursel haben sich Verkehrsunternehmen und Stadt an einen Tisch gesetzt und ein kleines Paradies für Pendler geschaffen“, lobt Jurymitglied Christian Schultz (rechts) vom DBV. Die Jurymitglieder Dieter Harms (ACE, links) und der moderierende Dirk Flege (Allianz pro Schiene, mitte) können das nur bestätigen.
Ob sich in diesem Pendlerparadies überhaupt noch etwas verbessern ließe, fragt Dirk Flege ins Publikum. Ein Passant wünscht sich lautstark eine Uhr.
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Allgemeine Infos zum Bahnhof Oberursel
Der Bahnhof liegt im Südwesten der Innenstadt Oberursels (ca. 44.500 Einwohner), direkt an der 1860 eröffneten und 18 Kilometer langen Eisenbahnstrecke zwischen Frankfurt am Main und Bad Homburg in Hessen. Heute wird diese Strecke, auch bekannt als „Homburger Bahn“, von der S-Bahn-Linie S5 befahren.
Der Bahnhof Oberursel bedient neben der S5, die im Halbstundentakt bzw. werktags bis 18 Uhr im Viertelstundentakt nach Friedrichsdorf fährt, auch die S-Bahn Rhein-Main und den Stadt-Express-Linie SE 15 der Hessischen Landesbahn. Außerdem zweigt von hier aus die ehemalige Gebirgsbahn zur Hohemark ab, die heute Teil der U-Bahn-Linie U3 ist und ebenfalls im Viertelstundentakt (werktags) bzw. abends und sonntags im Halbstundentakt fährt.
Insgesamt halten täglich 145 Züge des Nahverkehrs am Bahnhof in Oberursel, rund 7.000 Reisende und Besucher frequentieren das 3.300 m2 große Bahnhofsgelände jeden Tag.