Bahnhöfe sind Drehscheiben für einen nachhaltigen Verkehr – und meist noch viel mehr. Als Mittelpunkte von Kommunen bringen sie Leben in Städte und Dörfer und führen als zentrale Anlaufstelle Menschen zusammen. Genau dies leistet der sanierte und mit neuen Funktionen ausgestattete Bahnhof Rottenbach in Thüringen als Tor ins Schwarzatal auf vorbildliche Weise. Das Engagement der Bürger und Bürgerinnen für ihren Bahnhof und ihr Ortszentrum war der Jury der Allianz einen Sonderpreis wert.
In Rottenbach haben die Bürger das Schicksal ihres Bahnhofes in die eigene Hand genommen. Irgendwann wollten sie nicht mehr weiter jammern über den Verfall im Zentrum ihres Heimartortes – so beschreibt Peter Möller, Aufsichtsrat der Genossenschaft BahnHofladen Rottenbach e.G., die Initiative der Menschen in dem thüringischen Ort. Die Rottenbacher entschieden sich, mit zuverlässigen Partnern die Sanierung ihres Bahnhofs anzugehen und es selbst zu machen. Dank ihres Engagements wurde die Sanierung des Bahnhofs zu einem der ersten Projekte der Internationalen Bauausstellung Thüringen.
Und heute präsentiert sich allen Zugfahrern und den Menschen vor Ort ein Bahnhof, der viel mehr ist als ein Umsteigepunkt zur Oberweißbacher Berg- und Schwarztalbahn. Mit dem ‚BahnHofladen‘ samt Bistro im historischen, aber frisch renovierten Bahnhofsgebäude hat Rottenbach endlich wieder eine Nahversorgung und zugleich einen Anlaufpunkt für Bewohner und Touristen. Bahnhof und Ort sind wieder zu einer Einheit geworden, die Leben in das Dorf bringt.
Der Bahnhof Rottenbach ist wichtig für den Schienenverkehr der Region und dient zugleich als Bürgertreffpunkt. Den BahnHofladen betreibt eine Genossenschaft von etwa 70 Einwohnern und Sympathisanten. Sie verkaufen Waren aus lokaler und regionaler Produktion, betreiben einen Mittagstisch und bieten Kaffee und Kuchen an. Ohne den BahnHofladen hätten die Rottenbacher und Rottenbachrinnen kein Lebensmittelgeschäft vor Ort und müssten für ihre gesamte Versorgung zu den Einkaufszentren in der Umgebung fahren.
Die Verkaufsfläche lässt sich flexibel nutzen. Bei Bedarf können sich die Bürger und Bürgerinnen hier versammeln und sich über wichtige Anliegen austauschen oder gemeinsam feiern. Aber noch mehr: Der Austausch funktioniert auch im Alltag. An ihrem Bahnhof begegnen sich die Rottenbacher und die Menschen aus der Umgebung und Reisende, kommen ins Gespräch und besprechen ihre Anliegen und Wünsche oder einfach die aktuellen Ereignisse. Auch ein Bürgerbüro der Gemeinde hat seinen Platz im sanierten Bahnhof gefunden.
In Rottenbach beeindrucken zudem viele Details von den attraktiven, regionalen Produkten im Laden bis hin zu den liebevoll gepflegten Beeten mit heimischen Pflanzen auf dem Vorplatz. Dieser dient wieder als Verkehrsknotenpunkt, an dem Busse eintreffen und den die Menschen auch mit Rad oder Auto erreichen können. Und im Bahnhofsgebäude wartet ein Bücherregal auf alle Reisenden, die Lesestoff mitgebracht haben oder benötigen für die nächste Fahrt.
Das Fazit der Jury lautet: „In Rottenbach hat das große Engagement der Bürger einen Bahnhof erfolgreich wiederbelebt. Entstanden ist in Rottenbach ein toller Ortsmittelpunkt, von dem Bewohner und Reisende gleichermaßen profitieren.“
Die ehemalige Einheitsgemeinde Rottenbach liegt im Landschaftsschutzgebiet „Rinne-Rottenbachtal“. Im Jahr 2013 vereinigte sich die Gemeinde mit der Stadt Königsee.
Vom Bahnhof Rottenbach aus fahren Züge bis nach Erfurt Hauptbahnhof, Bad Blankenburg (Thüringen) und Katzhütte.
Dabei stellt insbesondere die Bahnstrecke Rottenbach – Katzhütte eine Besonderheit dar. Hierbei handelt es sich um eine Nebentalbahn in Thüringen, die auch „Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn“ genannt wird. Der Name stammt vom Fluss Schwarza, einem linken Nebenfluss der Saale.
Der Bahnhof Rottenbach fungiert als Anfangs- bzw. Endpunkt der Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn. Die Strecke zieht sich über 25 Kilometer und führt, wie der Name schon verrät, im Schwarzatal von Rottenbach bis nach Katzhütte durch den Thüringer Wald. Am Unterwegsbahnhof Obstfelderschmiede besteht eine Umsteigemöglichkeit zur Bergbahn über Lichtenhain nach Oberweißbach-Deesbach. Die Bahnhöfe Obstfelderschmiede und Lichtenhain an der Bergbahn erhielten 2015 den Titel „Bahnhof des Jahres“.