Clara Jaschke war eine der ersten Eisenbahnerinnen in Deutschland und setzte sich beherzt für die Rechte der Frauen ein.
Heute ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen bei der Eisenbahn tätig sind. Über den Lauf der Geschichte mussten sie sich dies jedoch erst hart erarbeiten. Eine Frau sticht in der Historie besonders hervor: Clara Jaschke. Ihr Name ist eng mit den Fortschritten der Frauenbewegung bei der Bahn verbunden. Sie und ihre frühen Kolleginnen legten den Grundstein für alle weitere Generationen.
Clara Jaschke wurde wahrscheinlich 1848 in Schlesien, im heutigen Polen, geboren. Ihr Vater arbeitete bei der Anhaltinischen Eisenbahn als Stationsvorsteher. Durch ihn erfährt sie schon früh, was es heißt, bei der Eisenbahn zu arbeiten. Für sie selbst ist dieser Weg jedoch versperrt. Als Frau ist es ihr zu dieser Zeit verboten, bei der Bahn zu arbeiten.
Ende des 19. Jahrhunderts finden die ersten Frauen ihren Weg zur Eisenbahn. Als erstes erlassen Baden und Württemberg im Jahre 1864 Bestimmungen, wonach Frauen in den Eisenbahndienst gestellt werden können. Neun Jahre später kommt dann auch in Preußen Bewegung in die Geschichte der Eisenbahnerinnen. Auf einer Reise durch England entdecken Beamte des Kaiserreichs, dass Frauen auf der Insel als Schrankenwärterinnen arbeiten.
Zurück in Preußen sind es einige Jahre später auch wirtschaftliche Überlegungen, die letztlich dazu führen, dass 1873 die ersten Frauen bei der Bahn arbeiten dürfen. Da die Lohnkosten für Frauen bedeutend niedriger als für Männer sind, erhofft man sich, Geld zu sparen. Die Frauen bekommen keine feste Stelle, sondern dürfen höchstens als Tagelöhnerinnen aushelfen.
Für Clara Jaschke öffnet sich durch den Beruf ihres Vaters eine Möglichkeit, zur Eisenbahn zu kommen. Als ledige Tochter eines Bahners darf sie 1873 als Tagelöhnerin im heutigen Berliner Ostbahnhof anfangen. Sie gehört damit zu den ersten vier Frauen, die in Preußen bei der Eisenbahn beschäftigt sind.
Laut Beobachtern von früher waren die Frauen erst einmal mit der „Revision der zurückgelieferten Billets beauftragt“. Auch später arbeiteten sie hauptsächlich im Ticketverkauf, da ihnen der „Außendienst“ auch weiterhin untersagt war.
1882 ergibt eine Berufszählung, dass 1.302 weibliche Beschäftige bei der Bahn arbeiten. Oder wie es eine damalige Zeitschrift festhält:
Der jungen Clara Jaschke genügt das Tagelöhnerdasein glücklicherweise nicht. Als Vorkämpferin für die Rechte der Frauen bringt sie, zusammen mit ihren Mitstreiterinnen, mehrere Petitionen in den Preußischen Landtag ein. Ihr Ziel: Die gleichen Rechte für Frauen und Männer bei der Eisenbahn.
Im Jahr 1898 gelingt den Frauen dann ein wahrer Meilenstein. Ihre Petition hat Erfolg. Dank der Initiative Clara Jaschkes dürfen Frauen von nun an als festangestellte Beamtinnen bei der Bahn arbeiten. Leider ist nicht bekannt, ob dies auch das Anstellungsverhältnis von Clara Jaschke verändert hat.
Auch nach diesem Durchbruch sind die Frauen aber noch weit von einer Gleichberechtigung entfernt. Obwohl sie den Abschluss einer höheren Töchterschule oder das Bestehen einer entsprechenden Prüfung vorweisen mussten, standen sie auf der untersten Stufe der Eisenbahnhierarchie. Heiratete eine der Frauen, führte das zur sofortigen Entlassung und dem Verlust des Anspruchs auf ihre Pension.
Und trotzdem: Der Einsatz von Clara Jaschke ist unzertrennlich mit den ersten Erfolgen von Frauen bei der Eisenbahn verbunden. Dank mutiger Vorreiterinnen wir ihr schafften Eisenbahnerinnen nach und nach den Durchbruch.
Dank ihres Vorbildes revolutionieren Frauen heute die Bahnbranche. Sei es in der Entwicklung von neuen Antriebstechnologien, im Industriedesign oder als Vorstand der großen Bahnunternehmen. Frauen, die die Vorbilder von Morgen werden.
Als Allianz pro Schiene setzen wir uns dafür ein, dass die Bahnbranche den Frauenanteil von 22 Prozent steigert. Daher haben wir den Innovationspreis für Frauen aus der Eisenbahnbranche gegründet. Um den Einsatz von Clara Jaschke zu ehren, wird dieser Innovationspreis zukünftig ihren Namen tragen.