Deutscher Verkehrswendepreis nachgefragt: PlusBus

Deutscher Verkehrswendepreis PlusBus

Zwei Jahre sind vergangen, seitdem wir den Deutschen Verkehrswendepreis das erste Mal vergeben haben. Wir haben bei einigen der fünf Preisträger nachgefragt, wie es den Projekten seitdem ergangen ist. Für unsere Neuauflage in diesem Jahr können auch Sie Ihr Projekt noch einreichen. Alle Informationen finden Sie hier.

Recap Preisträger 2022: PlusBus
 

Das PlusBus-Konzept wurde 2013 vom Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) eingeführt. Über 40 PlusBus-Linien sorgen heute mit direkten Verläufen, kurzen Taktzeiten und einer guten Anbindung an wichtige Verknüpfungspunkte für optimale Verbindungen und Anschlüsse. Der Erfolg des PlusBus-Konzepts lässt sich nicht nur an einer Steigerung der Fahrgastzahlen (teilweise über 50 %) ablesen, sondern auch an der Übernahme des Konzepts durch andere Verkehrsverbünde (z.B. in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein).

Wir haben mit Steffen Lehmann (Geschäftsführer, Mitteldeutscher Verkehrsverbund) über den PlusBus gesprochen, den wir 2022 mit dem Deutschen Verkehrswendepreis ausgezeichnet haben.

Was hat sich in den letzten zwei Jahren nach Ihrer Auszeichnung mit dem Deutschen Verkehrswendepreis getan?

Steffen Lehmann: Zunächst einmal möchte ich sagen, dass wir uns sehr über die Auszeichnung mit dem Verkehrswendepreis gefreut haben. Dieser Preis war eine schöne Motivation für alle „PlusBus-Macher“ und hat uns große Aufmerksamkeit in der bundesweiten Fachbranche und im politischen Umfeld gebracht. Mit dem Einzug des Deutschlandtickets in die ÖPNV-Welt fügte sich unsere Angebotsoffensive PlusBus mit einem attraktiven und einfachen Tarifprodukt hervorragend zu einer Einheit zusammen.

Gab es eine Resonanz von Ihrer Kundschaft oder aus der Branche auf die Auszeichnung?

Steffen Lehmann: Die Fahrgastzahlen im erfolgreichen Produkt PlusBus haben seit der Einführung des Deutschlandtickets noch einmal einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht. Wo andere Regionen vor der Forderung nach mehr ÖPNV-Angebot im Ländlichen stehen, profitieren Fahrgäste im MDV-Raum bereits seit 10 Jahren von diesem hochwertigen Angebot. Aus der bundesweiten Branche gibt es vermehrt Interesse, die Marke PlusBus auch in anderen Regionen einzuführen. Wir merken das an der steigenden Anzahl an Lizenzverträgen. Aktuell gibt es deutschlandweit 160 PlusBus-Linien, die unter dem PlusBus-Signet verkehren.

Gibt es aus Ihrer Sicht neue Entwicklungen, die notwendig sind, um das System erfolgreich weiterzuentwickeln und vermarkten zu können?

Steffen Lehmann: Wenn wir uns aus Fahrgastsicht etwas wünschen könnten, würden wir die PlusBusse gerne so weiterentwickeln, dass sie noch länger am Abend, öfters am Wochenende und auch zu den wichtigsten Tageszeiten sogar im 30min-Takt verkehren. Hierzu müssen wir aber sowohl mit den politischen Entscheidungsträgern auf den verschiedensten Ebenen ins Gespräch kommen. Uns ist bewusst, dass wir aktuell in einer gewissen Durstrecke stecken und gemeinsam Lösungen finden müssen, die ÖPNV- Angebote insgesamt und auch den PlusBus nachhaltig zu sichern und weiter entwickeln zu können.

Gibt es aktuell ein Verkehrsprojekt, das Sie selbst mit dem Deutschen Verkehrswendepreis auszeichnen würden?

Steffen Lehmann: Einen konkreten Vorschlag haben wir nicht, aber wir wünschen einem echten Macherprojekt, diesen Preis und die damit verbundene Anerkennung zu bekommen. Denn „man müsste – man könnte“ gibt’s genug. Mutige und marktgerechte Ideen tatsächlich umsetzen und zum „Rollen“ bringen, davon brauchen wir viel mehr!