Natürlich war das vergangene Jahr auch für die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner ein besonderes Jahr. Auch in der Hochphase der Pandemie hielten sie ein Großteil des Angebots auf der Schiene aufrecht. Menschlichkeit wurde in diesen herausfordernden Zeiten besonders wichtig.
Unsere Gewinnerinnen und Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs sind wieder einmal herausragende Beispiele für besonderes Engagement für unsere Mitmenschen. Unsere Goldgewinnerinnen haben wildfremde Menschen kurzerhand im eigenen Pkw ans Ziel gefahren, unsere Sonderpreisgewinner organisierten eine Beerdigung für einen Fahrgast und unser Bronzegewinner zeigt, dass Humor viele Situationen erträglicher macht.
Kurzum: Unsere Eisenbahnerinnen und Eisenbahner sind Botschafter der Menschlichkeit.
Liebe Frau Burkhardt, herzlichen Glückwunsch – Sie sind Eisenbahnerin mit Herz!
Burkhardt: Ich bin überrascht, weil ja viele Menschen helfend unterwegs sind. Und ich bin ja auch erst vor einem dreiviertel Jahr zur Bahn gekommen. Ich freue mich aber sehr!
Erzählen Sie, was im Mai 2020 passiert ist.
Burkhardt: Wir hatten gerade eine Phase mit super Wetter und einer Öffnung in der Corona-Pandemie. Die Züge waren voll. Die Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern kam von München zu uns in den Norden. Aber wir hatten Verspätung. Der Bus zum Fähranleger nach Langeoog konnte nicht warten. Taxen waren auch nicht vor Ort. Da habe ich bei der Fähre angerufen – aber die wollten pünktlich ablegen. Und damit hätte die kleine Familie die Fähre verpasst.
Entsprechend verzweifelt war die Mutter…
Burkhardt: Es war ihre allererste Zugfahrt. Sie war zuvor noch nie in ihrem Leben mit der Bahn gefahren. Und dann das. Sie hatten auch nichts zu essen und zu trinken mit. Und die junge Frau wurde immer verzweifelter.
Konnte sie nicht eine Fähre später nehmen?
Burkhardt: Dann hätte sie das ganze Begrüßungsprogramm der Mutter-Kind-Kur verpasst. Sie wäre auf Langeoog nicht wie alle anderen abgeholt worden für die gemeinsame Kutschfahrt. Und sie hätte über die ganze Insel mit den beiden Kindern laufen müssen.
Wann war für Sie klar, dass Sie aktiv werden müssen?
Burkhardt: Die Kinder waren sehr lieb. Aber irgendwann fingen sie an zu weinen, weil sie sahen, wie bei ihrer Mutter die Tränen flossen. Da habe ich gesagt: Nein, da muss ich helfen und sie privat mit meinem Auto zur Fähre bringen. Meine Kollegen waren sofort einverstanden. Der Lokführer hat gewartet. So konnten wir nach dem Aussteigen den Bahnsteig schnell zweimal überqueren – erst zu Fuß zum Parkplatz und dann mit dem Auto zurück Richtung Küste. Erst dann ist er mit dem Zug weitergefahren. Sonst hätten wir es nicht geschafft.
Da ging es um jede Minute...
Burkhardt: Wirklich. Ausgerechnet an dem Tag war die Küstenstraße gesperrt. Wir mussten einen Umweg nehmen. Zwei Minuten, bevor die Fähre ablegte, kamen wir an.
Vielleicht haben Sie mit diesem Einsatz in Ihrer Freizeit die Mutter ja zur begeisterten Bahnfahrerin gemacht…
Burkhardt: Das hoffe ich! Einmal Bahn und nie wieder – das wollte ich auf keinen Fall zulassen.
Der einzig Leidtragende war Ihr Mann.
Burkhardt: Wir wollten eigentlich abends zusammen essen gehen. Aber dafür wurde es zu spät. Da habe ich ihn angerufen: Heute musst Du Dir eine Pizza im Ofen warmmachen.
Und Ihr Mann – war der einverstanden?
Burkhardt: Der kann das verstehen. Er ist inzwischen auch Zugbegleiter. Nach meinem schönen Start hat er vor einem Jahr seine Ausbildung angefangen. Jetzt macht es ihm genauso Spaß wie mir.
Wie sind Sie denn zur Bahn gekommen?
Burkhardt: Mit 57 bin ich darein geschlittert. Lange habe ich als Kosmetikerin gearbeitet und in vielen anderen Dienstleistungsjobs, etwa in Hotels. Aber in diesen Zeiten ist es ja wichtig, etwas für sein Rentenkonto zu tun. Also habe ich mich bei der Bahn beworben. Zwei Tage später hatte ich ein Vorstellungsgespräch und zwei Tage danach habe ich angefangen.
Seiteneinsteigerin mit 57!
Burkhardt: Mein Mann war sogar ein bisschen älter, als er anfing. Jetzt sind wir drei in der Bahnfamilie. Der Bruder meines Mannes ist seit 45 Jahren bei der Bahn. Der hat als Schlosser angefangen.
Toll, wenn man kurz vor der Rente eine neue Chance bekommt.
Burkhardt: Auf jeden Fall. Wir sind ein bisschen älter, dafür aber auch verlässlicher. Die Kinder sind nicht mehr zu Hause, so dass wir uns darum nicht mehr kümmern müssen. Das ist das Schöne beim Wechsel in die Bahnbranche: Es muss der Wille da sein und dann kriegt man auch eine Chance.
Liebe Frau Menges, schon beim Einstieg ist dem begeisterten Zugreisenden Ferdinand Wanzek bei seiner Fahrt im August Ihre freundliche Art aufgefallen. Haben Sie ein Rezept für den Umgang mit Kunden?
Claudia Menges: Ich mag Menschen.
So einfach ist das?
Claudia Menges: Wenn ich morgens am Bahnsteig stehe, freue ich mich. Und im Zug freue ich mich, mit einem schönen ‚Guten Morgen‘ die Fahrgäste begrüßen zu können. Oder mit einem Lächeln bei der Fahrscheinkontrolle. Freundlich zu sein ist für mich nicht anstrengend. Ich mag den Job im Zug und gehe gerne auf Menschen zu. Das entspricht meinem Naturell.
Wie gehen Sie mit schwierigen Situationen um, etwa wenn die Stimmung im Zug nicht gerade fröhlich ist…?
Claudia Menges: Da helfen die Lebenserfahrung und die Menschenkenntnis, die man über die Zeit erworben hat. Ich bin zwar erst seit vier Jahren dabei. Wichtig ist, ruhig zu bleiben. Ich bin niemand, der auf Konfrontationskurs geht.
Auch bei Ihrer Goldgeschichte geht es um eine heikle Lage und Ihren tollen Umgang damit. Was war im August vergangenes Jahr passiert?
Claudia Menges: Wir bekamen an dem Tag auf meiner letzten Fahrt von Hildesheim nach Wolfsburg kurz vor Braunschweig das Signal Rot. In Braunschweig kam es nach einem Personenunfall zu Sperrungen. Also mussten wir bis nach Lengede-Broistedt zurücksetzen. Dort sollten wir aussteigen. Und ich bekam über die Leitstelle die Info, dass ein Bus als Schienenersatzverkehr uns nach Braunschweig und weiter nach Wolfsburg bringt.
Und da wurde es schon sehr spät…
Claudia Menges: Ja, es war fast Mitternacht. Also habe ich mich erkundigt, wer wohin muss. Ich hatte zwei minderjährige Mädels an Bord, die in Braunschweig nicht mehr mit dem Bus nach Hause kamen. Um die Zeit konnte ich sie nicht allein dort stehen lassen. Da hat der Busfahrer vom Schienenersatzverkehr zugesagt, dass er sie auf dem Rückweg von Wolfsburg aus nach Hause bringen könnte. Zudem aber waren noch Ferdinand und ein ausländischer Mitbürger mit Ziel Wolfsburg im Bus. Als wir dort ankamen, war es schon nach ein Uhr. Und die Bürgersteige waren hochgeklappt. Also habe ich die beiden mit meinem Pkw nach Hause gebracht. Um die Zeit überlasse ich Menschen nicht einfach sich selbst.
Keine Angst?
Claudia Menges (lacht): Junger Mann!
Danke! Aber man kann ja auch an den Falschen geraten…
Claudia Menges: Ich bin fast 59 Jahre alt und in meinem Leben schon ein bisschen in dieser Welt herumgekommen. Bis jetzt durfte ich mich immer auf meine Menschenkenntnis verlassen. Mit einem komischen Gefühl hätte ich es nicht gemacht. Ich hatte aber kein komisches Gefühl.
Wo in der Welt waren Sie denn?
Claudia Menges: Drei Jahre habe ich in der Türkei gelebt und dort meinen Sohn geboren. Mit meinen Kindern habe ich drei Jahre in Südindien gelebt und in einem Projekt mit 2000 Menschen gearbeitet. Ich war schon immer gerne unterwegs, früher auch mit Interrail.
Und wie sind Sie beruflich zur Schiene gekommen?
Claudia Menges: Ich bin froh, dass metronom mir mit 54 Jahren noch einmal die Chance gegeben hat, neu anzufangen. Vorher habe ich als Erzieherin im Behindertenbereich gearbeitet. Das war eine erfüllende Aufgabe. Irgendwann aber war ich damit körperlich und psychisch durch. Und die Frage stellte sich: Was mache ich jetzt? Plötzlich stand metronom vor der Tür – sozusagen. Die Schienenbranche hat Menschen mit Lebenserfahrung wirklich etwas zu bieten.
Und jetzt sind Sie auch noch Eisenbahnerin mit Herz...
Claudia Menges: Das finde ich super. Damit hätte ich nie gerechnet. Leider konnte ich mich nie bei Ferdinand dafür bedanken, dass er mich vorgeschlagen hat. Das würde ich sehr gerne nachholen.
Das können Sie: Wir laden auch die Einsender der Siegergeschichten zur Preisverleihung auf der EimiH-Feier ein. Da treffen Sie Ferdinand noch einmal – virtuell oder je nach Corona-Lage hoffentlich sogar persönlich.
Claudia Menges: Das wäre ja toll. Ich möchte mich wirklich bei ihm bedanken, dass er das nicht vergessen hat.
Lieber Daniel Farny, „In Kürze erreichen wir Düsseldorf…“ Das ist eine typische Durchsage im ICE. Haben Sie mal gezählt, wie oft Sie das im Jahr ankündigen?
Daniel Farny: Sehr häufig – so viel kann ich sagen. Ich wollte mal Buch führen, wie viele Kilometer ich im Jahr fahre. Aber auch das habe ich noch nicht gemacht.
Sie sind mit einer ganz speziellen Durchsage bundesweit bekannt geworden. Wie ist Ihnen das gelungen?
Daniel Farny: Ich denke, dass ich den Zahn der Zeit getroffen habe. Das Thema Corona beschäftigt jeden. Offenbar fanden viele lustig, was ich dazu gesagt habe.
War das eine spontane Aktion?
Daniel Farny: Ich hatte mir den Text vorher zurechtgelegt und aufgeschrieben.
Und wie haben die Fahrgäste im Zug reagiert? Und wie die Kollegen?
Daniel Farny: Mit den Kollegen hatte ich vorher gesprochen und sie informiert. Die Fahrgäste haben mir durchweg positives Feedback gegeben. Schon bei der Durchsage habe ich Lachen gehört.
Ihr Video ist unglaublich oft angeklickt worden im Netz. Hat Sie diese Welle überrascht?
Daniel Farny: Das hat mich überwältigt. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas so schnell öffentlich werden kann.
Corona und die Maskenpflicht sind ein heikles Thema für alle Verkehrsunternehmen. Gab es schwierige Situationen in der Pandemie für Sie?
Daniel Farny: Leider gab es die. Wir haben immer wieder Maskenverweigerer an Bord. Zum Glück ist das sehr selten geworden. Das war am Anfang noch schlimmer.
Denken Sie sich öfter etwas Besonderes aus für Ihre Durchsagen?
Daniel Farny: Im normalen Alltag ja. Da versuche ich gerne, ein bisschen Witz in die Durchsagen zu bringen. Während der Pandemie habe ich damit aufgehört. Im Zug sind weniger Reisegruppen und andere, die auf so etwas anspringen. Jetzt sind nur noch die unterwegs, die wirklich reisen müssen.
Dennoch: Bitte schildern Sie uns ein Beispiel.
Daniel Farny: Einmal hat mir ein Reisender über den QR-Code an den Sitzen eine witzige Mitteilung auf mein Handy geschickt: „Das W-Lan ist langsam und meine Sitznachbarin fällt durch die Prüfung“. Ich wusste, das kam von einer Schulklasse. Daraufhin habe ich durchgerufen: „Die Sitznachbarin in Wagen 6, die durch die Prüfung fällt, möge sich bitte beim Zugchef melden.“ Und tatsächlich: Sie kam – und hat von mir einen Getränkegutschein erhalten.
Können Sie sich noch an Ihre erste Zugdurchsage erinnern? Waren Sie nervös?
Daniel Farny: Nein. Ich hatte schon als Schüler im Praktikum in der neunten Klasse im Bahnhof Braunschweig die Anschlüsse durchgesagt. Daran kann ich mich erinnern, vor allem an die Reaktion meiner Betreuerin. Ich hätte das gut gemacht, sagte sie. Noch besser aber wäre es gewesen, wenn ich nicht die Anschlüsse der vergangenen Stunde, sondern die aktuellen durchgesagt hätte.
Apropos: Jeder Tagesschau-Sprecher kann tolle Geschichten über Pannen erzählen. Was ist Ihr Lieblings-Versprecher?
Daniel Farny: Zwischen Essen und Bochum habe ich einmal angesagt: „Nächster Halt Hildesheim“. Bis heute weiß ich nicht, wie ich darauf gekommen bin. Hildesheim liegt nicht mal auf der Route.
Freut sich ein Profi wie Sie auf die nächste Durchsage? Oder ist das nur noch Routine?
Daniel Farny: Ich mache wahnsinnig gerne Durchsagen – auch heute noch. Damit kann man die Stimmung an Bord beeinflussen. Wenn man in einer schwierigen Situation humorvolle, aber auch zuverlässige Durchsagen macht, kann man möglicherweise sogar verhindern, dass die Stimmung kippt.
In diese Lage kann sich wohl jeder Bahnreisende gut hineinversetzen: Die junge Frau Lieselotte Zein saß nach dem Besuch der Familie in der Niederlausitz auf dem Weg zurück nach Berlin glücklich im Zug und freute sich auf eine entspannte und ruhige Fahrt. Ihr Ticket wollte sie bei dem freundlichen Zugbegleiter Sebastian Fröschke erwerben, mit dem sie bereits vorher ins Gespräch gekommen war. Da merkte Lieselotte Zein zu ihrem Schreck, dass ihre Bankkarte abgelaufen war. Kein Bargeld, kein Ticket, keine gültige Bankkarte – was also tun? Eisenbahner mit Herz Sebastian Fröschke bot sofort seine Hilfe an und kauft das Ticket erst einmal auf eigene Kosten. Zurück in Berlin überweist Lieselotte Zein dem netten Zugbegleiter den Betrag. Und sie schlägt ihn gleich bei der Schienenallianz als ihren Eisenbahner mit Herz vor. „Herr Frösche hat mir den Jahresanfang wirklich gerettet und mich inspiriert, in Zukunft ebenso couragiert und menschlich zu handeln“, schreibt Zein.
Frau Rohs, Glückwunsch. Sie haben stellvertretend für die Gruppe, die Werner Meyers Bestattung ermöglicht hat, einen Sonderpreis beim „Eisenbahner mit Herz“ erhalten – Glückwunsch!
Vanessa Rohs: Dankeschön. Wir waren überrascht, weil der Wettbewerb ja eigentlich auf Fahrgasteinsendungen basiert und es hier etwas anders war. Wir haben uns sehr gefreut. So kommt es vielleicht etwas mehr an die Öffentlichkeit, was Mitarbeiter der Deutschen Bahn zusammen geschafft haben.
Wie haben Sie Werner Meyer kennengelernt?
Vanessa Rohs: Vom Sehen kannte ich ihn schon, als ich noch ein Kind war. Wir waren regelmäßig in Hannover und haben ihn dort oft mit seinem Karateanzug gesehen. Bei der Bahn bin ich „erst“ seit fünf Jahren und habe ihn dann im Zug wieder gesehen. Er war jemand, der auch mal gefragt hat, wie es einem geht und ob der Tag gut läuft. Man ist gerne auf ihn zugegangen und hat mit ihm geplaudert. Manche Kollegen kannten und schätzten ihn seit Jahrzehnten.
Er war also ein gerngesehener Stammgast im Zug?
Vanessa Rohs: Ja. Gerade in hitzigen oder chaotischen Situationen war er oft derjenige, der besänftigt und einen dann quasi gerettet hat.
Im letzten Winter ging es Meyer dann plötzlich gesundheitlich schlechter, was war passiert?
Vanessa Rohs: Er hatte im Dezember 2020 einen Schlaganfall. Im Januar habe ich ihn dann im Zug angesprochen, weil ich sah, dass er in keiner guten Verfassung ist. Er erzählte mir, dass er mit dem „Papierkram“ nicht gut zurechtkam. Also habe ich ihm angeboten, ihm bei Organisation einer Betreuung zu helfen. Das hatte ich für einen älteren Nachbarn schon einmal gemacht. Er hat sich sehr darüber gefreut. Ich habe mich dann per E-Mail an das zuständige Betreuungsgericht gewandt, um alles Weitere anzustoßen.
Dazu ist es dann leider nicht mehr gekommen?
Vanessa Rohs: Nein. Wenige Tage später ist Werner Meyer in München gestorben. Ich selbst habe davon einem Freitagabend durch unsere Facebook-Gruppe „DB-Family“ erfahren. Dort hatte ich die Tage zuvor schon auf seinen Gesundheitszustand hingewiesen, damit die Kollegen Bescheid wissen.
Wie ging es dann weiter?
Vanessa Rohs: Wir haben dann direkt in der Gruppe eine Spendenaktion gestartet – zunächst um einen Kranz zu kaufen. Da kamen dann schon in der ersten Nacht 1.800 Euro zusammen. Kurz darauf habe ich mich dann in München an das Krankenhaus und die Behörden gewendet. Wir wollten nicht, dass Werner Meyer in München anonym beerdigt wird. Da sich keine Angehörigen finden ließen, war die einzige Möglichkeit, dass wir als Gruppe die Kosten für Rückführung und Bestattung komplett übernehmen.
Eine große Verantwortung.
Vanessa Rohs: Ja. Wir haben unsere Spendenaktion öffentlich gemacht und weiter mobilisiert. Schließlich haben etwa 600 Kolleginnen und Kollegen und weitere 100 Privatpersonen insgesamt über 7.000 Euro gespendet.
Was für eine Summe. Somit haben Sie dann auch die Rückführung und eine würdige Trauerfeier realisieren können?
Vanessa Rohs: Genau. Wir konnten dann alles in die Wege leiten. Mit passenden Blumenkränzen in Hannover- und DB-Farben haben wir ein stimmiges Arrangement gefunden. Der Bestatter hat sogar noch ein großes ICE-Modell dazugestellt. Die Musikbegleitung bei der Beisetzung der Urne auf dem Waldfriedhof Seelhorst kam übrigens auch von DB-Kolleginnen und Kollegen.
DB Fernverkehr
Seit 50 Jahren tut Klaus Dieter Kabus Dienst auf dem Zug! Sein Elan ist dabei ungebremst. So haben gleich drei Einsender ihn zum Favoriten erklärt. Darius Lange bekommt von Kabus ein Getränk spendiert und erhält Infos zum Design des Zuges. „Es war ein tolles Erlebnis und eine sehr schöne Bahnfahrt“, schreibt er. Henning Röhls Sohn Theo darf eine Durchsage machen. „Eine unvergessliche Zugerinnerung“, so Röhl. Auch Dr. Alexander Jehn ist begeistert: „Kabus zeigt Haltung mit Humor, gepaart mit einem Schuss Selbstironie. Ein Botschafter mit Seele und Herz für den Betrieb Bahn.“
Gunther Egerer
DB Fernverkehr
Nathalie Garcia Hartl ist im Nachtzug nach Berlin unterwegs. Ihre Uroma ist an Covid-19 erkrankt und wird stationär behandelt. Hartl nutzt die Fahrt, um sich telefonisch nach ihrer Urgroßmutter zu erkundigen. Ein Fahrgast, der sich vom Gespräch gestört fühlt, bedrängt Hartl. Zugbegleiter Gunter Egerer eilt ihr zu Hilfe und weist den Störenfried zurecht. „Obwohl man viel liest und hört, dachte ich bisher eigentlich nicht, dass Deutschland ein Land ist, in dem man als Frau nachts nicht allein (angstfrei) Zug fahren kann. Mit solchen Zugbegleitern kann es dabei bleiben!“, schreibt Hartl.
Susann Kilian
Abellio
Rollstuhlfahrer Nicolas Bellm ist unterwegs nach Heidelberg. In Mannheim will er in den Abellio-Regionalzug umsteigen. Die Aufzüge liegen am anderen Ende des Bahnsteigs, so dass es knapp wird. Als er am Zug eintrifft, schließen sich bereits die Türen. Zugbegleiterin Susann Kilian informiert ihn, dass er die Fahrt eigentlich 24 Stunden vorher über die Mobilitätszentrale anmelden müsse, fasst sich aber ein Herz und sorgt dafür, dass er noch zusteigen kann. „Dadurch bescherte sie mir gute Laune und eine halbe Stunde Qualitätszeit“, schreibt Bellm. Ein Statement in Sachen barrierefreies Reisen!
Eva Händly & Martina Wedell
Abellio
Frank Mertens lässt im Regionalexpress seine Reisetasche stehen. Immer ein großes Ärgernis. Zum Glück findet Abellio-Zugbegleiterin Eva Händly die Tasche, nimmt sie an sich und registriert sie sogleich im Fundsachensystem. Wie kommt die Tasche nun zum Besitzer? Dank des beherzten Einsatzes von Abellio-Kollegin Martina Wedell kann unser Einsender das Fundstück wenige Tage später auf seiner Rückreise auf der gleichen Strecke an sich nehmen. „Starke Leistung am Kunden, Respekt!“, schreibt uns Frank Mertens.
Mehmet Yorulmaz
DB Fernverkehr
Lars Naundorf ist mit seiner Familie auf dem Weg nach Amsterdam und lässt in der Frankfurter DB Lounge seinen Fahrschein liegen. Im Zug fällt ihm der Verlust auf. Er ruft in der Lounge an und erfährt, dass das Ticket dort ist.
DB-Mitarbeiter Mehmet Yorulmaz eilt mit dem Fahrschein noch zum Gleis. Der Zug rollt aber schon. Die weitere Kommunikation gelingt: Zugbegleiterin Andrea Gutfrucht kommt zu den Naundorfs. Sie hat schon eine digitale Kopie des Tickets erhalten. Zudem organisiert sie, dass ein Kollege aus dem Folgezug das Ticket in Amsterdam an Naundorf übergibt. Ende gut, alles gut.
Dylan Bevers
NordWestBahn
Den 10-jährigen Sohn von Birigt Bergmann packt die Abenteuerlust. Er büxt ohne Wissen seiner Eltern aus und fährt mit der Bahn von Verden nach Bremen. Dort überkommt ihn dann das Heimweh, er steigt wieder in den Zug, leider in den falschen.
Bei Bremerhaven fällt ihm der Fehler auf. Er wendet sich an Zugbegleiter Dylan Bevers. Dieser beruhigt den kleinen Fahrgast, spendiert Kakao und findet die Telefonnummer der Bergmanns heraus. Diese sind schon voller Sorge und die Erleichterung ist riesig, als der Anruf kommt. Ende gut, alles Gut: Der kleine Passagier wird in Verden wohlbehalten von seinen Eltern abgeholt.
Sebastian Fröschke
ODEG
Lieselotte Zein hat ihre Familie besucht und sitzt im Zug zurück nach Berlin. Sie kommt mit Zugbegleiter Sebastian Fröschke ins Gespräch.
Den Fahrschein möchte sie im Zug lösen. Leider hat sie versäumt, dass ihre Bankkarte abgelaufen ist - Zahlung nicht möglich. Fröschke bietet an, das Ticket zu bezahlen, wenn sie ihm den Betrag anschließend überweist.
„Herr Fröschke hat mir den Jahresanfang wirklich gerettet und mich inspiriert in Zukunft ebenso couragiert und menschlich zu handeln. Wir leben in einer schnelllebigen, egoistischen Welt- da ist solches Handeln wirklich die Ausnahme“, so Zein.
Jeanette Mollenhauer
DB Fernverkehr
Die Leibers fahren mit dem Zug nach Wolfsburg um ihr neues Auto abzuholen. Durch eine Verspätung klappt der Anschluss nicht. Sie suchen eine Alternative, steigen aber in den falschen ICE. Kurt Leiber informiert Zugchefin Mollenhauer. Sie findet eine Verbindung zurück. Aber: Durch die Verspätung wäre die Abholung des Autos erst tags darauf möglich.
Die Leibers, über 80 Jahre alt, sind auf eine Übernachtung nicht vorbereitet. Da der Zug in dem sie sitzen eh über Wolfsburg fährt, organisiert Mollenhauer einen kurzen Halt. Die Leibers kommen so noch rechtzeitig zum neuen Auto. „Wir waren und sind Frau Mollenhauer unendlich dankbar“, schreibt Leiber.