Lieber Daniel Farny, „In Kürze erreichen wir Düsseldorf…“ Das ist eine typische Durchsage im ICE. Haben Sie mal gezählt, wie oft Sie das im Jahr ankündigen?
Daniel Farny: Sehr häufig – so viel kann ich sagen. Ich wollte mal Buch führen, wie viele Kilometer ich im Jahr fahre. Aber auch das habe ich noch nicht gemacht.
Sie sind mit einer ganz speziellen Durchsage bundesweit bekannt geworden. Wie ist Ihnen das gelungen?
Daniel Farny: Ich denke, dass ich den Zahn der Zeit getroffen habe. Das Thema Corona beschäftigt jeden. Offenbar fanden viele lustig, was ich dazu gesagt habe.
War das eine spontane Aktion?
Daniel Farny: Ich hatte mir den Text vorher zurechtgelegt und aufgeschrieben.
Und wie haben die Fahrgäste im Zug reagiert? Und wie die Kollegen?
Daniel Farny: Mit den Kollegen hatte ich vorher gesprochen und sie informiert. Die Fahrgäste haben mir durchweg positives Feedback gegeben. Schon bei der Durchsage habe ich Lachen gehört.
Ihr Video ist unglaublich oft angeklickt worden im Netz. Hat Sie diese Welle überrascht?
Daniel Farny: Das hat mich überwältigt. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas so schnell öffentlich werden kann.
Corona und die Maskenpflicht sind ein heikles Thema für alle Verkehrsunternehmen. Gab es schwierige Situationen in der Pandemie für Sie?
Daniel Farny: Leider gab es die. Wir haben immer wieder Maskenverweigerer an Bord. Zum Glück ist das sehr selten geworden. Das war am Anfang noch schlimmer.
Denken Sie sich öfter etwas Besonderes aus für Ihre Durchsagen?
Daniel Farny: Im normalen Alltag ja. Da versuche ich gerne, ein bisschen Witz in die Durchsagen zu bringen. Während der Pandemie habe ich damit aufgehört. Im Zug sind weniger Reisegruppen und andere, die auf so etwas anspringen. Jetzt sind nur noch die unterwegs, die wirklich reisen müssen.
Dennoch: Bitte schildern Sie uns ein Beispiel.
Daniel Farny: Einmal hat mir ein Reisender über den QR-Code an den Sitzen eine witzige Mitteilung auf mein Handy geschickt: „Das W-Lan ist langsam und meine Sitznachbarin fällt durch die Prüfung“. Ich wusste, das kam von einer Schulklasse. Daraufhin habe ich durchgerufen: „Die Sitznachbarin in Wagen 6, die durch die Prüfung fällt, möge sich bitte beim Zugchef melden.“ Und tatsächlich: Sie kam – und hat von mir einen Getränkegutschein erhalten.
Können Sie sich noch an Ihre erste Zugdurchsage erinnern? Waren Sie nervös?
Daniel Farny: Nein. Ich hatte schon als Schüler im Praktikum in der neunten Klasse im Bahnhof Braunschweig die Anschlüsse durchgesagt. Daran kann ich mich erinnern, vor allem an die Reaktion meiner Betreuerin. Ich hätte das gut gemacht, sagte sie. Noch besser aber wäre es gewesen, wenn ich nicht die Anschlüsse der vergangenen Stunde, sondern die aktuellen durchgesagt hätte.
Apropos: Jeder Tagesschau-Sprecher kann tolle Geschichten über Pannen erzählen. Was ist Ihr Lieblings-Versprecher?
Daniel Farny: Zwischen Essen und Bochum habe ich einmal angesagt: „Nächster Halt Hildesheim“. Bis heute weiß ich nicht, wie ich darauf gekommen bin. Hildesheim liegt nicht mal auf der Route.
Freut sich ein Profi wie Sie auf die nächste Durchsage? Oder ist das nur noch Routine?
Daniel Farny: Ich mache wahnsinnig gerne Durchsagen – auch heute noch. Damit kann man die Stimmung an Bord beeinflussen. Wenn man in einer schwierigen Situation humorvolle, aber auch zuverlässige Durchsagen macht, kann man möglicherweise sogar verhindern, dass die Stimmung kippt.