Herr Özgül, was war Ihre erste Reaktion, als Sie die Situation bemerkt haben?
Ich habe sofort gespürt, dass die Frau total verängstigt war. Sie war in einer Schockstarre, ihr sind die Tränen gelaufen, und sie hat gar nicht mehr auf die obszönen Gesten und derben Sprüche der beiden sehr kräftigen Männer reagiert. Die beiden hatten sie in eine Ecke gedrängt, in der es keine Videoüberwachung gibt – sicher auch kein Zufall. Die Männer kamen ihr immer näher und haben die Frau auch angefasst. Ich musste schnell dazwischengehen.
Nun waren Sie allein unterwegs, und die Männer hätten auch Sie ziemlich leicht angreifen können.
Die beiden waren mir definitiv körperlich überlegen. Aber ich stand unter Adrenalin und habe so getan, als würde ich die Polizei alarmieren und als wären die Polizisten schon auf dem Weg. Ich wollte die Täter in Panik versetzen, damit sie weg-laufen. Das hat dann auch geklappt, und ich konnte erst mal die Frau beruhigen. Eine Touristin aus Taiwan, wie ich später erfahren habe. Wir konnten nur Englisch miteinander sprechen, aber ich habe ihr zu verstehen gegeben, dass sie jetzt keine Angst mehr haben muss.
Ein Glück. Es war wirklich mutig von Ihnen dazwischenzugehen.
Ich würde mir eigentlich wünschen, dass alle so reagieren würden. Ich war schon überrascht, dass Menschen diese
Situation gesehen haben und einfach weitergelaufen sind. Die Frau hat sich später noch per Mail bei mir bedankt und ich habe ihr geschrieben, dass die Täter jetzt gefasst worden sind. Das habe ich von der Bundespolizei erfahren. Ich bin wirklich froh, dass ich helfen konnte.
Danke, Herr Özgül. Hoffen wir, dass Ihre Zivilcourage auch andere inspiriert. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Auszeichnung!